08.04. – 17.04.2013
Wie schon erwartet erinnert uns die Umgebung und Vegetation Tasmaniens sehr an Neuseeland. Nur mit der Tierwelt kann der östliche Nachbar in keinster Weise mithalten.
Dies zeigt sich ganz deutlich, als wir an unserem heutiges Tagesziel, den Mt. Field Nationalpark, ankommen. Zwar erreichen wir dieses natürliche Kleinod erst nach Einbruch der Dunkelheit, doch schon bei der Einfahrt sehen wir einige verschreckte Filander (sie gehören zur Familie der Kängurus) die vor unserem Scheinwerferlicht ins Unterholz flüchten.
So stellen wir nur schnell unser Auto ab und begeben uns mit Taschenlampen auf einen ausgedehnten Abendspaziergang. Dabei begegnen wir unter anderen zwei Possums (Kletterbeutler), die gemütlich unseren Weg kreuzen. Die im Schutze der Nacht grasenden Filander sind, wie wir schon gemerkt haben, wesendlich scheuer und legen Wert auf gebührenden Abstand.
Bei Tageslicht lassen sich die Waldbewohner allerdings nicht mehr blicken und so werden unsere Wanderungen am nächsten Tag nur von Vogelgezwitscher begleitet. Der erste Track, den wir in Angriff nehmen, führt zum Aussichtpunkt vom Mt. Field und geht im wahrsten Sinne des Wortes über Stock und Stein. Doch der tolle Ausblick lohnt die Kraxelei allemal.
Und weil wir schon so schön „drin“ sind, geht es nach einer kurzen Pause weiter durch einen „Farn-Märchenwald“ zum Platypus Weg. Obwohl wir nach rund einer Stunde einen malerischen kleinen See erreichen, lässt sich zu meinem großen Bedauern kein Platypus (Schnabeltier) sehen.
Zum Weiterfahren haben wir heute keine Lust und so genießen wir eine weitere Nacht zwischen Possums und Wallabys, ehe wir dann am nächsten Morgen zur weiteren Entdeckung Tasmaniens aufbrechen.
Die Wettervorhersage ist gut und so beschließen wir gleich zum Mt. Cradle Nationalpark weiterzufahren. Im zentralen Tasmanischen Hochland gelegen, beherbergt dieser etwa 1.600 km² große Nationalpark unter anderem auch den höchsten Berg Tasmaniens (Mt. Ossa 1.617 m).
Auch hier ist der Campingplatz recht idyllisch angelegt, doch leider gibt es für uns keinen Platz mit Stromanschluss mehr – diese muss man Monate im voraus buchen. Na das wird dann wohl heute eine kalte Nacht. Aber damit werden wir uns später auseinandersetzen, zuerst gilt unser Interesse den kürzeren Spazierwegen, die in der näheren Umgebung leicht zu erreichen sind.
Auch hier wird ein Großteil der Wildtiere erst in den späten Nachmittagsstunden aktiv und so haben wir Glück und treffen recht bald auf einen Wombat. Dieser etwa einen Meter große und recht feste Kerl lässt sich auch von Edi nicht stören, der ihm im fotografischen Eifer sehr nahe kommt. Die offensichtlich sehr schmackhaften Gräser des Hochmoores nehmen den haarigen Gesellen voll und ganz in Anspruch.
Wesentlich vorsichtiger benimmt sich etwas später ein kleiner Platypus. Das urzeitlich anmutende Schnabeltier ist eines der seltenen eierlegenden Säugetiere. Wir sehen zum ersten Mal einen Vertreter dieser Gattung in freier Wildbahn und mit ein wenig Geduld können wir ihn sogar auf unserem Fotochip verewigen.
Bei Einbruch der Dämmerung ziehen wir uns in die wunderschön angelegte und mit gleich zwei offenen Feuern versehende Campingplatzküche zurück. Hier, in der heimeligen Wärme der Kaminfeuer, verbringen wir den Abend bis es Zeit wird, den kurzen aber kalten Sprint zum Auto zurückzulegen. Dort herrschen mittlerweile gefühlte, fast arktische Temperaturen. Drei Grad im Schlafzimmer sind wirklich alles andere als gemütlich und so dauert es heute auch eine ganze Weile ehe wir uns mit kalter Nase in die Traumwelt hinüberretten.
Der folgende Tag entlohnt uns für die „Frostnase“. Strahlend blauer Himmel bildet den perfekten Hintergrund für die Berge, Seen- und Hochmoorlandschaft, die sich unter uns ausbreitet, als wir den Zubringerbus verlassen.
So schön diese Berglandschaft auch ist, der Organisationseifer der Australier, der sich hier in gut ausgeschilderten und teilweise mit Holzblanken versehenen Wegen äußert, grenzt das Gefühl der Natürlichkeit doch ein wenig ein.
Wir sind froh, dass unser Besuch dieser Wanderpilgerstätte nicht in die Hauptsaison fällt.
So sind wir bald mit den Bergen und Wiesen alleine, nur ab und zu kreuzen andere Wanderlustige unseren Weg.
Unsere kleine Rundwanderung führt uns vom Dove Lake über den Lilly Lake zum Wombat Bath. Den Marion Lookout erklimmt Edi dann jedoch alleine, da ich diesen zwar kurzen aber doch sehr steilen Weg meinem Knie nicht zumuten möchte. Vier Stunden dieses Tages widmen wir dieser bezaubernden Landschaft. Dann dränge ich allerdings zur Weiterfahrt – noch eine Nacht im „Eiskasten der Berge“ erscheint mir gar nicht attraktiv.
Der kleine Ameisenigel – das zweite eierlegende Säugetier Australiens – welchen wir am Straßenrand begegnen, zeigt, dass Fortuna uns heute besonders zugetan ist. Auch wenn der kleine Kerl gar nicht scheu ist, so weiß ich doch, dass solche Begegnungen äußerst selten sind.
Wynyard an der Nord-West-Küste Tasmaniens hat einen netten kleinen Campingplatz direkt am Meer. Wegen der heißen Duschen, der gut ausgestatteten Campingküche und vor allem dem schön warmen kuscheligen Auto, das mich zum Schlafen gehen empfängt (Edi hat mit unserem kleinen Heizlüfter kräftig eingeheizt) bleibt mir diese Nacht in besonders guter Erinnerung.
Auch wenn der nächste Tag mit Nässe beginnt – lassen wir uns die gute Laune nicht vermiesen. Regen, Wind und Kälte sind schuld, dass wir die Wege am Cape Rocky lieber mit dem Auto erkunden.
Eine Stunde später, in Stanly, klart es ein wenig auf und wir nutzen die Regenpause, um den kurzen aber sehr steilen Weg auf „The Nut“ zu erklimmen.
Dieser Tafelberg ragt wirklich wie eine Nuss aus der flachen Küstenlandschaft, bietet eine wunderbare Fernsicht und sogar eine kleine Herde Wallabys die sich in einem kleinen Wäldchen am Plateau angesiedelt haben.
Delorain – diese kleine Stadt wird so blumig in unserem Führer beschrieben, dass wir gar nicht anders können als dort zu übernachten. Der Campingplatz liegt idyllisch an einem kleinen Fluss und so stört es uns nur wenig, dass die Wände der vorhandenen Küche zum größten Teil aus Insektennetzen bestehen.
Wir besuchen heute Abend, nach einem kleinen Stadtspaziergang, das einzig auffindbare Restaurant und lassen uns bei angenehmen Temperaturen verwöhnen. Und zum Schlafen gehen sorgt unser kleiner Heizlüfter für wohlige Wärme.
Die letzten Tage in Tasmanien erkunden wir noch ein wenig die Ostküste, wo uns besonders die Coles Bay im Freycinet Nationalpark in guter Erinnerung ist. Dort finden wir einen gut ausgestatteten Campingplatz, der uns für`s Frühstück nicht nur frisches Gebäck vom nahen Bäcker, sondern auch eine atemberaubende Aussicht bietet.
Die anschließende Gipfelbesteigung auf den Berg Almon unternimmt Edi dann allerdings alleine – ich begnüge mich mit einer kürzeren Wanderung zum Coles Bay Lookout. Erwähnenswert ist noch, dass dieser ca. einstündige Rundweg als Einbahn ausgeschildert ist. Wieder einmal fällt uns auf, dass hier auch die Wanderer vom Organisationstalent der Australier nicht verschont werden.
Dafür ist der Wettergott an unserem letzten Tag hier in Tasmanien gnädig gestimmt und der blaue Himmel strahlt mit dem goldenen Sonnenschein um die Wette.
Nach der letzten Nacht in unserem fahrenden Tippi freuen wir uns allerdings schon sehr, wieder in unser schwimmendes Heim zurückzufahren.